Während die Philharmonie und die Berliner Opernhäuser, also Deutsche Oper, Staatsoper Unter den Linden und Komische Oper Berlin im Sommer pausieren, finden in verschiedenen Gotteshäusern im Rahmen des Internationalen Orgelsommers erstklassige Orgelkonzerte statt. Zu erleben ist neben der legendären Sauer-Orgel im Berliner Dom auch die Schuke-Orgel in der Gedächniskirche, sowie die Wagner-Kern-Orgel in der St. Marienkirche.
Wir hatte Gelegenheit, ein Konzert mit dem bekannten italienischen Organisten Gabriel Agrimonti an der Sauer-Orgel im Berliner Dom zu besuchen.
Gabriel Agrimonti an der Sauer-Orgel im Berliner Dom
Mit ihren 113 Registern und 7269 Pfeifen galt die 1905 eingeweihte und von Wilhelm Sauer gebaute Berliner Domorgel für einige Jahre als die größte Orgel in Deutschland.

Unter dem Titel „Orgel und Oper“ brachte Gabriel Agrimonti für Orgel umgeschriebene Opernwerke und eigene Improvisationen zu Gehör. Auf dem Programm stand das Vorspiel zur Oper „Die Meistersinger von Richard Wagner“ in einer Bearbeitung von Edwin H. Lemare, gefolgt von der viersätzige Orchestersuite Pelléas et Mélisande op. 80 von Gabriel Faurés in der Orgelfassung von Louis Robilliard sowie der sizilianische Vesper-Ouvertüre von Giuseppe Verdi in einer Transkription des Organisten. Bei diesen Opernbearbeitungen war nicht nur der Organist maximal gefordert – zwei Hände und zwei Füße reichten nicht immer aus, so dass der der Organist stellenweise durch zwei Helfer Unterstützung fand – auch das Publikum hatte es nicht ganz leicht. Leider wurden keine Programmzettel ausgelegt und die Konzertinfos im Internet waren mehr als dürftig. Zugegeben, es wurde ein Programmheft für die gesamte Veranstaltungsreihe mit einer Doppelseite zu diesem speziellen Konzert zum Kauf angeboten, doch die meisten Besucher hatten dieses Heft nicht erworben und wussten mit Sicherheit nicht, welches Stück gerade gespielt wurde. Auch wussten die Zuhörer anscheinend nicht, ob ein Stück oder nur ein Satz beendet war und wann applaudiert werden durfte. Wenn schon kein Programmzettel, dann wäre zumindest eine Einblendung des Musiktitel auf der großflächigen Projektionsleinwand, die den Organisten während des Konzertes von der Seite zeigte, sinnvoll gewesen. Zumal es wirklich sehr schwer war, die einzelnen Opernstücke in der Orgelfassung zu erkennen.
Improvisationen beenden das Konzert
Leicht zugänglich waren dagegen die meisterlichen Improvisationen, die das Konzert ausklingen ließen. Es begann mit „Die Gedanken sind frei“ mit Orgelsequenzen, die wie Menschenstimmen wirkten. Es folgte „Geh aus mein Herz und suche Freud“ mit heiter ausgelassenen Läufen und Orgelpfeifen, die wie Vogelzwitschern klangen. „Guten Abend, guten Nacht“ beendete den Konzertabend. Doch Gabriel Agrimontis Interpretation des Schlafliedes war keineswegs sanft und beruhigen, sondern teilweise aufwühlend und bedrohlich. Das gefiel mit sehr gut, denn die Zeile „Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt“ kann auch Schreckliches beinhalten. Denn wenn Gott nicht will, was dann?
Ausblick 21. Internationalen Orgelsommer 2026
Der Orgelsommer ist schon bald wieder zu Ende, doch die Termine für den 21. Internationalen Orgelsommer stehen bereits fest. Von Anfang Juli bis Ende August 2026 wird es jeden Freitag um 20:00 Uhr ein Orgelkonzert im Berlin Dom geben. Karten sind direkt im Dom oder über das Online-Portal Eventim erhältlich.