
Vivaldi-Opernwerke mit Cecilia Bartoli und Philippe Jaroussky
Hotel Metamorphosis gilt als Highlight der Salzburger Pfingstfestspiele 2025. Auch die Wiederaufnahme im Rahmen der Sommerfestspiele wurde vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen. Wir wollten uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen, die Ausnahmekünstlerin Cecilia Bartoli und den Countertenor Philippe Jaroussky gemeinsam auf der Opernbühne zu erleben und haben uns die letzte Aufführung angesehen.
Cecilia Bartolis Verdienst um Antonio Vivaldi
Die Mezzosopranistin Cecilia Bartoli ist eine anerkannte Vivaldi-Spezialistin. Sie beschäftigt sich seit Jahrzenten mit dem auch heute noch weitgehend wenig bekannten Opernwerk des Barockkomponisten. Ihre Vivaldi-Einspielungen gelten als legendär.
Neuschöpfung basierende aus Vivaldis Opernwerk
Die Oper Hotel Metamorphosis ist ein Vivaldi-Konglomerat. Ausgewählte Werke aus dem Opernschaffen von Antonio Vivaldi wurden von Regisseur Barrie Kosky und Dramaturg Olaf A. Schmitt zu einer neuen Oper zusammengefügt. Die Basis für die Opernhandlung bilden Texte aus den Metamorphosen des Dichters Ovid, ergänzt durch Gedichte von Rainer Maria Rilke.
Mythologie und Gegenwart
In der Bühnenkulisse einer Hotelsuite setzt Regisseur Barrie Kosky fünf Geschichten aus der griechischen Mythologie in Szene. Auf diese Weise verknüpft er die antike Götterwelt mit menschlichen Abgründen der Gegenwart. So erscheint die Teppich-Weberin Arachne – gesungen von Cecilia Bartoli – als schillernde, von Fans umlagerte, Videokünstlerin. Aus dem Bildhauer Pygmalion (Philippe Jaroussky), der sich unsterblich in sein eignes Werk, eine Elfenbeinstatue, verliebt, wird in der Salzburger Inszenierung ein einsamer Spießer. Sein Rauten-Pullunder ähnelt dem des Komikers Olaf Schubert und statt einer Elfenbeinstatue dient ihm eine billige Gummipuppe als Partnerin-Ersatz.
Copyright: SF/ Monika RittershausDie Tragödien der Verwandlung
Alle Geschichten enden mit einer Verwandlung. Die Textilkünstlerin Arachne wird zur Spinne, die Statue des Pygmalion erwacht zum Leben, Myrrha bezahlt ihre inzestuöse Beziehung zum Vater mit einer Verwandlung in einen Baum und der selbstverliebte Narcissus wird zu einer Blume.
Angela Winkler als Erzählerfigur
Die einzelnen Episoden werden durch die Figur des Orpheus, der als Erzähler auftritt, verbunden und erläutert. Diese Sprechrolle verkörpert auf zarte und berührende Weise die inzwischen 81-jährige Schauspielerin Angela Winkler.
Videokunst vom Feinsten
Film- und Videoprojektionen erweisen sich als wichtiges Element der Inszenierung . Die Grazer Firma rocafilm, geleitete vom Künstlerduo Carmen Zimmermann und Roland Horvath, beseelt die neutrale Hotelkulisse mit mythischen Wesen, computergenerierten Avataren und raumfüllenden Visionen von Schönheit und Naturgewalt.
Entdeckung Lea Desandre
Dieser Bilderteppich korrespondiert hervorragend mit der Barockmusik von Vivaldi, die von vier erstklassigen Stimmen interpretiert wird. Neben den Weltstars Bartoli und Jaroussky beindruckt Nadezhda Karyazina u.a. als Göttin Minerva. Als echte Entdeckung erweist sich die Mezzosopranistin Lea Desandre. Ihr Gesang ist von verführerischer Leichtigkeit und heller Klarheit geprägt. Lea Desandre, Gewinnerin des Opus Klassik 2022 und des Prix de la Critique 2024, steht zweifelsfrei vor einer großen internationalen Karriere.
Vivaldi-Best-of
Laut Programmheft ging der Inszenierung eine dreijährige Vorbereitung voraus. In dieser Zeit durchforstete das Kreativteam um Barrie Kosky Vivaldis Werk nach musikalisch besonders wertvollen und zum Stoff passenden Stücken. Herausgekommen ist ein melodiereiches und abwechslungsreiches Vivaldi-Feuerwerk unter der musikalischen Leitung von Gianluca Capuano mit Arien, Duetten, Terzetten, Chor- und Instrumentalstücken. Leider ist der vierstündige Abend zu lang geraten. Vor allem nach der Pause gibt es spürbare Längen. Weniger wäre mehr gewesen. Dessen ungeachtet feierte das Festspielpublikum die Dernière mit anhaltendem Applaus.