Münchens Kleinstes Opernhaus wird 25 Jahre alt
Es begann 1997 mit der Aufführung Die Italienerin in Algier von Gioacchino Rossini. Es folgten Don Giovanni, Die Fledermaus, La Traviata und Tosca. Inzwischen ist die Opernbühne der Pasinger Fabrik eine Münchner Institution. Hier wird jeweils im Sommer Musiktheater mit kleinem, aber hochprofessionellem Ensemble in Szene gesetzt.
Partytime auf dem Mond. V. l. n. r. Nicole Tschaikin, Bernd Gebhardt, Sophie-Magdalena Reuter, Anton Klotzner, Philipp Gaiser - Foto: Operaticket.de
Die Operette Frau Luna von Paul Lincke feierte bereits letztes Jahr unter Corona-Auflagen eine fulminante Premiere. Dieses Jahr startet eine zweite Aufführungsserie ohne Maskenpflicht. Gespielt wird entweder in der Pasinger Kulturfabrik oder im Innenhof von Schloss Blutenburg. Die Openair-Bühne im Schlosshof mit Blick auf mittelalterliche Mauern und Türmchen ist nicht nur idyllisch, sondern verfügt auch über eine hervorragende Akustik: Sänger und Sängerinnen benötigen weder Mikrofon noch elektronische Verstärkung.
Worum geht es?
Der gelernte Mechaniker Steppke bastelt in seiner Berliner Mansardenwohnung einen Heißluftballon um den Mond zu bereisen. Seine Fahrt begleiten seine Freunde Panneke und Lämmermeister (diese Rolle ist in der Münchner Aufführung gestrichen) sowie als blinde Passagierin Steppkes Vermieterin Frau Pusebach. Statt den Mann auf dem Mond treffen die Berliner auf eine bunte Schar von Außerirdischen und die Herrscherin über den Mond, Frau Luna. Es entspinnt sich ein ausgelassenes Liebes-, Verwirr- und Versteckspiel.
Frau Lunas Personal: Zofe Stella (Nicole Tschaikin) und Rezeptionist Theophil (Guido Drell) Foto: Operaticket.de
Wie zu erwarten endet der Mondausflug glücklich: Die Paare finden zu einander und die Berliner wieder zurück in ihr geliebtes Berlin.
Die Mondmission wird von bekannten Melodien begleitet, darunter Das macht die Berliner Luft, Luft, Luft das Duett Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe und die Arie Schlösser, die im Monde liegen.
Regisseurin Franziska Reng sieht jedoch im Motto von Frau Luna und der Liedzeile „Sich des Lebens zu freuen, das ist weis´und klug, man hat zum Bereuen lang´ noch Zeit genug!“ (gesungen von Frau Luna) die Kernaussage ihrer Operetteninszenierung. Franziska Reng gönnt ihrem Publikum also ganz bewusst eine Auszeit und Momente unbeschwerter Heiterkeit in einem Sommer, der von Pandemie, Krieg und Klimakrise gekennzeichnet ist.
V. l. n. r. Theophil (Guido Drell), Frau Pusebach (Maria Margarethe Brunauer), Steppke (Philipp Gaiser), Zofe Stella (Nicole Tschaikin), Pannecke (Bernd Gebhardt), Foto: Operaticket.de
Konzentration auf das Wesentliche
Die Operette „Frau Luna“, geschrieben 1899 und mehrfach ergänzt und umgeschrieben, wird von den Münchnern in einer leicht swingende Fassung von 1922 mit viel Witz und Spielfreude auf die Bühne gebracht. Regisseurin Franziska Reng kürzt das Personal der Operette auf sieben Darsteller. Der Chor der Mondelfen, die Rollen von Mars und Venus wurden gestrichen, andere Rollen inhaltlich verschmolzen. Dieser beherzte dramaturgische Eingriff ist hervorragend gelungen.
Auch Bühnenbildner Peter Engel konzentriert sich auf das Wesentliche. Ein Gerüst steht für Steppkes Mansardenwohnung und bildet die Erdbasis für die Mondexpedition. Das Podest der Hauptbühne wird zur Mondlandschaft. Hier herrscht und wohnt Frau Luna. Eine Kulisse zeigt eine schmucklose, graue Hausfront – das Heim von Frau Luna. Kostümbildnerin Uschi Haug zeigt Mut zu Karikatur. Ihre Kostüme sind schrill, bunt und witzig mit Anleihen an Zeichnungen von Heinrich Zille.
Kein festes Ensemble aber echte Teamplayer
Münchens Kleinstes Opernhaus verfügt über kein festes Ensemble, sondern Sänger und Musiker werden nur für die aktuelle Produktion engagiert. Die Rollen sind zwar doppelt besetzt, doch wenn es darauf ankommt, dann übernimmt die Rolle des Steppke auch ein Sänger der normalerweise den Panneke (Steppkes Freund und Begleiter) darstellt. Ein ganz großes Lob für den Bariton Philipp Gaiser, der diese Aufgabe mit Bravour meisterte. Auch bei den Musikern gab es bei der von uns besuchten Vorstellung eine Lücke zu füllen. Es fehlte die Klarinette, deren Part von den anderen vier Musiker unter Leitung von Andreas Pascal Heinzmann übernommen wurde.
Jubiläumsfeier 2023
Fazit: Münchens Kleinstes Opernhaus ist ein Erlebnis und auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Eintrittspreise sind moderat und liegen etwa bei 40 Euro. Karten für die laufende Saison sind bei München Ticket, in der Pasinger Fabrik oder an der Abendkasse erhältlich. Nächstes Jahr feiert Münchens kleinstes Opernhaus offiziell sein 25jähriges Jubiläum. Wir sind gespannt und werden hier auf Operaticket.de gerne berichten.